Mein Hund ist gestorben.

Ich begrub ihn im Garten neben einer alten verrosteten Maschine.
Dort, nicht weiter unten, nicht weiter oben,
wird er sich einmal mit mir vereinen.
Jetzt ist er weg, mit seiner Haarfarbe,
seiner üblen Erziehung, seiner kühlen Nase.
Und ich, Materialist, der nicht daran glaubt,
dass es den verheißenen himmlischen Himmel für irgendeinen Menschen gibt,
glaube für diesen Hund oder für jeden Hund an den Himmel,
ja, ich glaube an einen Himmel, in den ich nicht komme,
doch wo er mich erwartet, seinen Fächerschwanz schwenkend,
damit es mir bei der Ankunft nicht an Freundschaft fehle.
Ach, ich will nicht von der Traurigkeit reden,
daß ich ihn hier auf Erden nicht mehr als Gefährten habe,
ihn, der mir niemals ein Diener gewesen ist, er hegte für mich Igelfreundschaft,
die seine Unabhängigkeit wahrte, die Freundschaft eines selbständigen Sterns,
ohne überflüssige Vertraulichkeit, ohne Übertreibungen:
Er sprang nicht an meiner Kleidung empor, bedeckte mich nicht mit Haaren und Schorf,
er rieb sich nicht an meinem Knie, wie es andere, geschlechtsbesessene Hunde tun.
Nein, mein Hund schaute mich an, schenkte mir die Aufmerksamkeit,
die ich brauchte, soviel Aufmerksamkeit wie nötig ist,
um einen Eitlen begreifen zu lassen, daß er, als Hund mit diesen Augen,
reiner als die meinen, die Zeit verlor,
doch er schaute mich an mit dem Blick,
der sein ganzes zotteliges Leben für mich bereithielt, sein verschwiegenes Leben
dicht bei mir, ohne mich je zu belästigen und ohne irgendwas von mir zu verlangen.
Ach, wie oft wünschte ich mir einen Schwanz,
wenn ich neben ihm ging über die Ufer der See, im Winter von Isla Negra,
in der großen Einsamkeit:
Droben die Luft durchschossen von eisigen Vögeln,
und hüpfend mein Hund, struppig,
erfüllt von der Wellenwerfenden Kraft elektrischer Meeresspannung,
mein streunender, schnupperseliger Hund,
hissend den goldenen Schweif im Anblick des Oceans und seiner Gischt.
Fröhlich, fröhlich, fröhlich wie Hunde glücklich sein können,
einfach so, mit der Unumschränktheit unverschämter Natur.
Kein Adieu für meinen Hund, der gestorben ist.
Zwischen uns gibt es und gab es keine Lüge.
Er ist weg und ich begrub ihn, und das war alles.

(Pablo Neruda, Letzte Gedichte, 1975)